Interview mit Lionel Grotto, CEO von Choose Paris Region
Können Sie uns etwas über die letzte COP-Konferenz der Region Paris erzählen? Wie werden sich die Ergebnisse dieser Konferenz auf die Unternehmen auswirken?
Die Region Paris hat gerade eine regionale COP veranstaltet, um Lösungen zur Bekämpfung des Klimawandels zu finden. Die Konferenz hat gezeigt, dass Umwelt und Nachhaltigkeit in der Region mittlerweile wichtige politische und industrielle Prioritäten darstellen. Es wurden 192 Maßnahmen beschlossen. Dazu gehören der Einsatz von wasserstoff- und solarbetriebenen Transportmitteln, die Einführung „grünerer“ und nachhaltigerer Mobilitätsoptionen und das Versprechen, die Olympischen und Paralympischen Spiele 2024 umweltfreundlich auszurichten. Ziel ist eine positive Vision von Umweltschutz und die Gestaltung der Zukunft durch Unternehmen, die uns dabei helfen, Lösungen zu finden. Die Ambitionen sind groß und die Beteiligung von Unternehmen willkommen. Hier finden sie das passende Versuchsgelände für ihre Lösungen.
Lionel Grotto, CEO von Choose Paris Region
Wie wird die Nutzung von Wasserstoff in der Region Paris umgesetzt und welche Auswirkungen wird dies auf die Unternehmen haben?
Das Potenzial wasserstoffbetriebener Mobilität ist klar und könnte unsere Art zu Reisen an Land, in der Luft und auf dem Wasser revolutionieren. Sauberer Wasserstoff erfreut sich derzeit einer beispiellosen Dynamik seitens der Politik und Unternehmen. Die Zahl der Bestimmungen und Projekte nimmt weltweit rasant zu. Es wird ein Depot mit 100 rein wasserstoffbetriebenen Bussen aufgebaut und entlang der Seine auf der Achse Paris – Le Havre entsteht ein Wasserstoff-Korridor mit Ladestationen. Außerdem soll die Einführung eines wasserstoffbetriebenen Flugzeugs bis 2035 zur Marktreife gebracht werden.
Was die Wasserstoff-/„grünen“ Unternehmen betrifft, so ist dies der perfekte Zeitpunkt für sie, ihre Technologien hier zu erweitern, da wir uns dafür einsetzen, die Kosten zu senken, damit Wasserstoff noch stärker genutzt werden kann. Die finanzielle Unterstützung für große Forschungs- und Entwicklungsprogramme mit hohem Umweltanteil wird erheblich zunehmen. Dies umfasst Wasserstoff-Brennstoffzellen, kohlendioxidfreie Flugzeuge, Elektrofahrzeuge, „saubere“ Industrien usw. Die Pariser Region wird sogar ein noch idealerer Ort sein, um zu wachsen und ein nachhaltiges Geschäft zu entwickeln.
Auf welche Weise wird der öffentliche Nahverkehr nachhaltiger und was bedeutet dies für die Unternehmen in der Region Paris?
Es gibt große Pläne für den öffentlichen Nahverkehr, etwa die Elektrifizierung und Automatisierung der U-Bahn-Linien, die Entwicklung autonomer Fahrzeuge und Shuttles sowie das Projekt Grand Paris Express. Das letztgenannte Projekt ist das größte seiner Art in Europa. Es umfasst 200 Kilometer neue Linien, was eine Verdoppelung der Länge des bestehenden U-Bahn-Netzes bedeutet, sowie 68 neue Stationen. Die neuen Linien werden speziell so gebaut, dass sowohl beim Bau als auch bei der Nutzung maximale Energie und Effizienz erreicht werden. Dies sorgt für eine bessere Anbindung der Region an Flughäfen und Hochgeschwindigkeitsbahnhöfe. Weiterhin können bestimmte Gebiete dadurch ihre Vernetzung und die Zahl der Arbeitsplätze für ihre Einwohner in einem bestimmten Zeitraum stark erhöhen. Bis 2030 werden alle Schulen sowie Bahn- und U-Bahnhöfe sowohl in der Innenstadt als auch in den Vororten über einen Fahrradparkplatz und Lagermöglichkeiten verfügen. Zusätzlich zu der kostenlosen Registrierung und den Beihilfen für den Kauf umweltfreundlicher Fahrzeuge werden 12.000 Ladestationen installiert, um ihre Nutzung zu fördern. Dies sind Schritte in die richtige Richtung und wir sind ständig offen für neue Ideen und Innovationen, um unser Ziel einer wirklich „grünen“ Metropole zu erreichen.
Ich habe gehört, dass viele Unternehmen, deren Geschäftsfeld die E-Mobilität ist, in die Region Paris expandieren, da sie ein großartiges Versuchsgelände darstellt. Inwieweit stimmen Sie dem zu?
Ja, dem kann ich nur zustimmen. Immer mehr Unternehmen, die sich auf grüne und nachhaltige Mobilität konzentrieren, kommen hierher, um neue Ideen auszuprobieren, und das aus gutem Grund. Die Region Paris bietet ein vielfältiges und dynamisches Umfeld mit einem Pool von verfügbaren und talentierten Ingenieuren. Ziel ist es, alle Diesel- und Benzinfahrzeuge bis zum Zeitraum 2025-2030 zu verbieten. Deshalb ist die Region bestrebt, innovative neue Optionen für die Mobilität zu finden, und begrüßt daher innovative Unternehmen mit dem Fokus auf Mobilität. Mit 12.060 Einwohnern/km² weist die Region die höchste Bevölkerungsdichte in Europa auf und nur 35 % der Pariser besitzen ein Auto. Daher muss sichergestellt werden, dass ein nachhaltiges Mobilitätsniveau erreicht wird. Die Region Paris möchte diese innovativen Unternehmen anziehen und bietet eine lebendige Start-up-Szene sowie eine starke finanzielle und rechtliche Unterstützung seitens politischer Entscheidungsträger. Die hervorragende Infrastruktur macht den Großraum Paris zum richtigen Ort, um neue Ideen und Technologien zu testen.
Mit welchen Maßnahmen wird für die bevorstehenden Olympischen und Paralympischen Spiele 2024 sichergestellt, dass die gesamte neue Infrastruktur, die gebaut wird, auch den Fokus der Region auf Nachhaltigkeit erfüllt?
Die anstehenden Olympischen und Paralympischen Spiele werden hinsichtlich der Umweltverantwortung eine Voreiterrolle übernehmen. Im Vergleich zu den Olympischen Spielen in London 2012 und Rio 2016 wird die CO2-Bilanz der Spiele um 55 % zurückgehen. Nachhaltigkeit steht bei Planung, Logistik und Strategie absolut im Mittelpunkt.
So wird das olympische Dorf etwa mit lokaler geothermischer Energie betrieben und vor Ort werden elf Brunnen gebohrt. Das olympische und paralympische Dorf wird zu 100 % die folgenden Elemente aufweisen: Materialien biologischer Herkunft, grüne Energie während der Spiele, nachhaltige und zertifizierte Lebensmittelquellen sowie sauberer Transport. Darüber hinaus werden an den olympischen Austragungsorten in Seine-Saint-Denis über 26 Hektar voller Biodiversität geschaffen und die für das künftige olympische Wassersportzentrum vorgesehenen Sitze werden vollständig aus lokal gesammelten Abfällen hergestellt. Ermöglicht werden solche Innovationen nicht zuletzt durch ein Netzwerk lokaler Sammler und Hersteller.
Weiterhin wird unser Industriezweig der städtischen Luftmobilität bei den Olympischen und Paralympischen Spielen die ersten Einsätze fliegender Taxis und Frachtlieferungen durch städtische Luftflugzeuge durchführen. Tatsächlich kündigten die Region Paris, die Groupe ADP und die RATP Ende September 2020 den Aufbau eines Industriezweigs für städtische Luftmobilität am Flugplatz Pontoise an, der als Versuchsgelände für Entwickler von elektrischen Senkrechtstartern und -landern (eVTOL) dienen soll. Wir suchen nun die kreativen Köpfe und richtigen Partner, die uns dabei helfen, dieses Ökosystem zu strukturieren, um die Entwicklung der städtischen Luftmobilität zu erleichtern und die Reife sowohl des Ökosystems als auch des regulatorischen Rahmens zu beschleunigen. Ein Aufruf zur Interessenbekundung wurde auf unserer diesbezüglichen Website veröffentlicht und die Bewerbungsfrist läuft bis zum 13. November.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Region Paris in Sachen Nachhaltigkeit neue Maßstäbe setzt, indem sie sich den erneuerbaren Energien zuwendet, ein verantwortungsvolleres Wachstum fördert und Projekte mit positiver lokaler Wirkung unterstützt. Die Aussicht auf die Olympischen und Paralympischen Spiele 2024 bietet ausländischen Unternehmen und Investoren die außergewöhnliche Gelegenheit, ihre Lösungen in der Region auszuprobieren, und Choose Paris Region wird sie in jeder Phase ihrer Expansionsplanungen unterstützen.